Instagram   Link zur Seite versenden   Ansicht zum Drucken öffnen
 

Oder Talks zum Fest der Oderberger Quellen

Oderberg 14. & 15. Juni 2025

 

Die Eisenbahnbrücke über die Oder am Quellensumpfgebiet bei OderbergDie Eisenbahnbrücke über die Oder am Quellensumpfgebiet bei Oderberg 

 

Oderberg hat eine Hassliebe zum Wasser: bis zum 17. Jahrhundert machte der Fluss die Stadt zur florierenden Handelsmetropole, gleichfalls oft von Überflutungen gepeinigt. Die „Abnabelung“ vom Strom durch die Trockenlegung des Oderbruchs war dann ein ähnlich wirtschaftlich-sozialer Schock wie jüngst der Zusammenbruch der Werft 2015. Aktuell wird die Bausubstanz der Altstadt durch unkanalisierte Quellwasser bedroht. In DDR-Zeiten waren genau diese Quellen das Wasser, aus dem man den Kaffee kochte – es schmeckte besser als Wasser aus der Leitung. Heute scheint manchmal auch das kulturelle Leben der Stadt gespalten: in die, die weit oben auf dem Berg, und die, die nah am Wasser wohnen.

 

Die zwei ODER TALKS im Rahmen des „Fest der Oderberger Quellen“ sind kuratiert von Choreografin und KuNaKu-Leiterin Liz Erber und von Kulturwissenschaftler und Regisseur Heiko Michels. Mit kulturgeschichtlicher Langzeitlupe und künstlerischen Denkpraktiken bringen sie widersprüchliche wissenschaftliche, politische und soziale Perspektiven und ihre Akteure ins Gespräch.

 

Die ODER TALKS wurden 2023 initiiert vom deutsch-polnischen Festival Liederlauschen am Theater am Rand (Zollbrücke an der Oder), dort mit Akteuren wie Thomasz Kurianowicz (Chefredakteur Berliner Zeitung), Katarzyna Jackowska (Philharmonie Stettin), Mitgliedern der Initiative Save oder Die und vielen anderen, moderiert von Heiko Michels (Limited blindness). Die Reihe setzt sich im Juni zum Fest der Oderberger Quellen, hier veranstaltet vom KuNaKu, und im Juli zum nächsten Liederlauschen Festival fort.

 

Samstag, 14. Juni | 16:30 Uhr | Binnenschifffahrtsmuseum Oderberg

(im Vorfeld der multidisziplinäre Stationen-Performance „Quellen des Lebens“, inszeniert als Stadt-Rundgang mit Interventionen an den einzelnen Quellen)

 

nass ODER trocken?

hydrologische Zukunftsszenarien und Angst-Phantasmen für die Region um Oderberg

mit u.a. Susanne Altvater (Umweltjuristin am Bundesumweltministerium), Norman Ebert (Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde), Martina Hähnel (Bürgermeisterin Oderberg). Martin Krüger (Förster und Chef der Brandenburger Forstgewerkschaft), Johanna Häger (Landschaftsarchitektur und Permakultur Design). Moderation: Heiko Michels.

 

Klimaforscher beschreiben den laufenden Prozess einer Austrocknung Nordostbrandenburgs, verbunden mit Artensterben, Waldbränden, Schwinden von Biodiversität wie der sozial-wirtschaftlichen Lebensgrundlage. Gleichzeitig werden Pläne zur Wiedervernässung von Bürgern angegriffen, u.a. mit dem sozial-ökonomischen Argument einer weiteren Deindustrialisierung der Region. Man möchte nicht versumpft, zum Reservat erklärt werden, von einer abstrakt empfundenen EU-Politik. „Wir sind keine Frösche!“. Auf Veranstaltungen wurden Hydrologen niedergebrüllt. Elon Musk gießt populistisches Wasser auf die Mühlen, wenn er in Brandenburg, eine der trockensten Gegenden Deutschlands, lachend ausruft: "Es ist hier überall Wasser. Es regnet viel. Sieht das hier etwa aus wie eine Wüste?"

 

Der Talk fragt die eingeladenen Akteure verschiedener Perspektiven zunächst wertfrei nach ihren Zukunftsbildern: wie sieht die Wassersituation aus im Oderberg 2050? Wir stellen Vorstellungen nebeneinander: Utopien, Dystopien, Strategien - um dann gemeinsam kreativ mit dem Publikum zu reflektieren und skizzieren, welche Wert und welche Rolle und welche Form das Wasser in einem Oderberg-Szenarium der Zukunft haben könnte.

 

 Blick vom Talk-Ort am Binnenschifffahrtsmuseum auf einen der von Quellen durchzogenen Hänge von Oderberg 

Blick vom Talk-Ort am Binnenschifffahrtsmuseum auf einen der von Quellen durchzogenen Hänge von Oderberg

 

Sonntag, 15. Juni | 16:30 Uhr | Outdoor-Wiese des KuNaKu

(im Anschluss an die multidisziplinäre Stationen-Performance „Quellen des Lebens“, inszeniert als Stadt-Rundgang mit Interventionen an den einzelnen Quellen)

 

Kunst ODER Aktion?

Wie wird Wissen flüssig?

 

Zu den „Global Water Dances“ am 14. Juni tanzen Menschen in über 200 Orten auf sechs Kontinenten - im Namen unserer Gewässer und für sauberes Trinkwasser für alle Lebewesen. Mit dabei u.a.: New York, Mombasa, Tokio und Oderberg!

 

Doch können künstlerischen Aktionen überhaupt Veränderungen anstoßen, und mit welchen zeitgenössischen Strategien? Sind sie nur ein thematischer Fingerzeig? Geben sie den Rahmen, um Infos auszutauschen? Können sie direkt Wissen mit Gefühl paaren, und damit Menschen tiefer erreichen? Können sie Bewusstsein kreieren, trockenes Wissen in sprudelnde Erfahrung verwandeln? Kann das Gefühl der Immersion in die Kunst uns ein neues Gefühl der Immersion in die Umwelt schulen? Und warum bekommen Künstler in ländlichen Regionen Brandenburgs, die transdisziplinäre Strategien verfolgen, in den letzten Jahren zunehmend Hass und Widerstand zu spüren?

 

Beim Talk treffen Künstler auf institutionell und frei organisierte Akteure, die das drängende Thema Wasser versuchen, auf die Bühne der Aufmerksamkeit zu rücken. Im Anschluss an die Aufführung von „Quellen des Lebens“ sprechen wir über Strategien und Praktiken, Kunst, Forschung und Wissenstransfer neu zu koppeln.

 

Kontakt

Heiko Michels – freier Mitarbeiter KuNaKu

+49 179 9729544

 

 Förderung